Die schönsten Fotos sind immer noch die, die spontan und ungestellt daher kommen.
Aus der Hüfte geschossene Schnappschüsse, die mehr nach glücklich zufällig aufgenommenen Fotos aussehen, als nach vorbereiteten Fotos.
Auf jeder Hochzeit höre ich den Satz: „Am liebsten mag ich ja die spontanen Schnappschüsse! So ganz authentische Fotos!“.
Das ist für mich als Hochzeitsfotograf ein wichtiger Aspekt! Denn die Fotos sind für die Paare und die Gäste. Aber was kann ich tun, damit der „zufällige“, „spontane“, „ungestellte“ Moment auch genau dann geschieht, wenn meine Kamera bereit ist?
Einiges. Richtig viel sogar. Tolle Schnappschüsse sind rar und voller glücklicher Zufälle.
Aber Glück kann man auch vorbereiten. Als Fußballfan fallen mir hier einige Parallelen ein. Wenn ein Trainer ein absolut „unverdientes“ Tor rechtfertigen soll, sagt er gerne: „Wir haben uns das Glück erzwungen. Wir haben hart gearbeitet dafür.“
Irgendwie klingt das ja widersprüchlich. Aber diesen Widerspruch möchte ich nun mit ein paar Beispielen aus der Praxis der Hochzeitsfotografie auflösen:
Mit der Zeit kommt die Erfahrung. Diese Erfahrungen nutze ich um Situationen vorherzusehen:
Wenn die Schwiegereltern bei der standesamtlichen Hochzeit ein paar Freundentränen weinen, so stelle ich gerne auf die Schwiegereltern den Fokus ein.
Die Eltern gehen in dieser Situation fest davon aus, dass die Eheleute gerade fotografiert werden und sind daher ganz entspannt und ungestellt.
Diese Fotos werden im Nachhinein oft als Schnappschuss wahrgenommen. Dabei passiert genau diese Situation sehr oft. Kurz vor oder nach dem Ja-Wort wird es sehr emotional für die Eltern.
Die Mutter (rechts) von Lena (links) wollte die frisch gemachten Haare ihrer Tochter ansehen.
Scheinbar ein Schnappschuss. In Wirklichkeit ein vorbereiteter Schnappschuss. Wie das?
Die Ausgangssituation war Folgende: Ich war mit der Kamera bei der Mutter.
Dann hörte ich den Frisör von Lena sagen: „Uuuuuund fertig.“
Was das bedeutet? Bei Frauen? Die Frisur muss nun präsentiert werden! (!!) Wem? Natürlich der Mutter!
Um diese Situation einzufangen habe ich noch ganz schnell das Objektiv gewechselt, sodass ich ein Weitwinkel auf der Kamera hatte.
Habe schnell zwei Schritte zurückgemacht um beide Frauen ins Bild zu bekommen. Tatata: Der zufällige Schnappschuss ist fertig.
Um solche Situationen vorherzusehen und zu fotografieren ist viel Erfahrung und Gedankenschnelle gefragt.
Am Ende des Tages bin ich nicht nur körperlich müde – auch mein Kopf ist müde.
Wach sein und Situationen vorherzusehen ist spannend und so herausfordernd.
Fotos die total ungeplant und reiner Zufall sind, sind vielleicht 3-4 am Tag dabei.
Damit ich aber mehr als 3-4 Fotos abliefern kann, muss ich das Glück erarbeiten.
Hochzeit von Marlene und Wilhelm ansehen
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