Als ich mit der Fotografie begann, im „zarten“ Alter von 16 Jahren, habe ich mir das erste Mal ein großes Poster bestellt. Zu meinem großen Schreck sahen die Farben, Helligkeit und der Kontrast ganz anders aus, als auf meinem Bildschirm.
Dabei habe ich es doch ganz liebevoll bearbeitet – das Bild.
Ohjeee. Das Bild sah komisch aus. Und teuer war das Poster auch noch.

Aber wie konnte es dazu kommen?
Nun ja, danach habe ich mich in das Thema eingelesen und herausgefunden, dass Fotografen die gleiche Herausforderung wie Musiker haben:
Wie klingt die Musik beim Zuhörer?
Wenn eine Musikerin ein wundervolles Album im Studio aufnimmt und dann mit der Produzentin in der Abmischung alles aus dem Klangbild herausholt, dann sitzen die Tiefen, die Lautstärken stimmen, die Höhen schärfen das Profil und die Mitten schwingen schön mit.
Was für ein wohlklingendes Tonbild. Wahnsinn.
Das Album wird auf CD gepresst und auf den Plattformen zur Verfügung gestellt.
Die Fans ziehen sich das Album und hören die MP3 Dateien.
Aber wie hören sie die Musik?
Ohjee, da blutet das Produzentinnen-Herz!! Das darf ja wohl nicht wahr sein!?!
Auf dem Handy mit Mono-Lautsprechern in der Straßenbahn der pupertären Mädchen.
Über die billigen Kopfhörer die mitgeliefert wurden oder über die überteuerten modischen Kopfhörer mit starken Equalizern (Equalizer verändern das Klangbild der Produzentin).
Und der junge DJ nimmt die MP3 Datei und spielt sie in der Großraumdiskothek ab.
Achja, die MP3 wird auch noch im Radio im Auto, über den Laptop und auf der Hausparty mit den low-budget Audioboxen abgespielt.
Das hört sich doch auf jedem Gerät anders an?! Ja. Genau. Und nicht nur das, das hört sich auch in jeder Umgebung anders an. Die Musik klingt anders, wenn das Auto im Stau steht statt 130km/h. Es hört sich auch im Mercedes anders an als im Trabi.
Puhh. Und uns Fotograf*innen geht es genauso.
Handydisplay, Laptop vom Aldi, Laptop aus Cupertino, Fernseher mit Diashowfunktion, Tablet, Desktopcomputer mit High-End Bildschirm von Eizo oder gedruckt. Selbst gedruckt ist nicht immer gleich. Offenporiges Papier oder doch glänzendes Papier? UV-versiegelt oder doch matt-kaschiert. Offset, digital, CMYK oder oder oder…
Alleine schon die Umgebung beim Betrachten der Bilder hat einen Einfluss: Bilder auf dem Bildschirm im prallen Sonnenlicht sehen anders aus, als im abgedunkelten Raum.
Immerhin gibt es die Möglichkeit gute Bildschirme zu kalibrieren, also auf einen „Standard“ zu „eichen“. Das funktioniert erstaunlich gut.
Meine Bildschirme sind kalibriert. Eure nicht (nehme ich mal an) und daher hat das nur dann Relevanz für Euch, wenn Ihr die Bilder druckt. Meine Bilder kommen mit Saal-Digital.de am besten raus. Die sind dann gedruckt schon sehr ähnlich wie ich sie gesehen habe. Damit das klappt, müsst Ihr aber bei „automatische Bildoptimierung“ den Haken entfernen. Sonst legen die Ihre Bildbearbeitung nochmal drüber. Doppeldecker sozusagen. Das kann nicht wirklich funktionieren.
Die ganze Sache mit den unterschiedlichen Darstellungsweisen sehe ich aber nicht als dramatisch an. Klar, am liebsten wäre es mir, wenn alle die Bilder so sähen könnten, wie ich es mir gedacht habe – aber so ist es halt nicht.
Eines rückt damit nämlich in den Vordergrund:
Wie gut ist das Foto wirklich? Berührt es die Emotionen? Ist die Geschichte toll?
Ja? Dann rückt die Farbgebung und Helligkeit wirklich in den Hintergrund.
Eine schöne Geschichte kann nichts entstellen.
Zusatz am 13.06.2016:
Dieses Foto zeigt gut, wie groß der Unterschied sein kann. Das gleiche Bild auf dem Handy (links) und auf dem Laptop (rechts).
Schon gesehen?
Nutzt Du Photoshop? Hier ist der Blogartikel dazu:
Wie bearbeite ich meine Bilder?
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